Emanuel Müller siegt überlegen am Allerheiligenberg!!!

Emanuel Müller konnte erneut seine Stärke an Bergzeitfahren unter Beweis stellen und hat für den VCP den Sieg am Klassiker „Allerheiligenberg“ geholt. Hier sein Bericht:

Wie gedopt auf den Allerheiligenberg:
Am heutigen Dienstagabend fand das erste Bergrennen der Rennserie des VMC Aarwangen statt. Dieses Als „VMCA Klassiker“ gepriesene Bergrennen führt vom solothurnischen Hägendorf auf den 880m hoch gelegenen Allerheiligenberg; knapp 400 Höhenmeter müssen auf ca. 5km überwunden werden. Das Rennen ist damit vergleichbar mit unserem VCP-Rennen: Praktisch die gleiche Höhenmeterzahl, einfach ca. 700m kürzer. Das Bergrennen war ich bereits vor 2 Jahren – damals noch im grün-weissen Trikot mit den grünen Anglizismen – gefahren; ich hatte also eine Referenzzeit. Klar stellte sich da bei mir die Frage, welche Zeit ich imstande bin zu fahren. Das VCP-Rennen Ende April bin ich mit einer Zeit von 15:39 gefahren. Für einen 700m kürzeren Anstieg mit gleicher Höhenmeterzahl müsste ich wohl 40-50 Sekunden schneller fahren können, so meine Schlussfolgerung. Ich würde damit eine Zeit um 14:50 – 15:00 fahren können, das wären dann immerhin 35-45 Sekunden schneller als vor 2 Jahren. Ich war aber von meiner Prognose weit entfernt!
Die Tatsache, dass ich aufgrund meiner guten Form eine neue Bestzeit für wahrscheinlich hielt, aber auch die Führung einer ewigen Bestenliste dieses Rennens motivierten mich, an diesem Rennen erneut teilzunehmen und eine gute Leistung zu zeigen.
Die Rennen des VMC Aarwangen werden im bescheidenen Stil durchgeführt. Keine Streckensperrung, keine Siegerehrung, keine Festwirtschaft, vom Charakter her eben mehr ein Trainingsrennen. Immerhin ist neben der Zeitnahme ein Fotoservice dabei und mit nur 10.- Startgebühr kann man an diesen Rennen teilnehmen, ohne das Portemonnaie arg zu strapazieren. Gestartet wird nach Handicap: Frauen und Schüler zuerst, 1 Minute später folgt der Start der Hobby-Fahrer/Damen Elite und U17/ wiederum 1.5 Minuten später startet die Kategorie Elite/Amateure/Masters/U19/U23.
Nach der obligaten Anmeldung, Verpflegung, dem Einfahren und Mustern der Konkurrenten ging es dann um 19 Uhr bereits los. Mit von der Partie war David Henz und Gabriel Schmied, die in der Kategorie Hobby starteten – der grössten Gruppe. Dario und ich meldeten uns als „Amateure“ an, um zuletzt starten zu können. Etwas überraschend hatten wir nur 2 Mitstreiter in unserer Gruppe. Den einen Fahrer – Michael Kyburz (Elite) – erkannte ich aber von bisherigen regionalen Rennen. Kyburz ist auch wie ich vor 2 Jahren am Allerheiligen-Rennen gefahren und hat mir damals eine halbe Minute abgenommen. Am Bergzeitfahren Maisprach-Buus-Farnsburg letztes und vorletztes Jahr war aber ich um ein paar Sekunden der schnellere Fahrer. Ich ahnte vor dem Start, dass es zwischen uns ein harter Fight werden könnte. Nach dem erfolgten Start hat Kyburz ein unangenehm hohes Tempo angeschlagen und ich war etwas verunsichert, ob es strategisch sinnvoll sei sein Hinterrad zu halten, oder doch besser meinen eigenen Rhytmus zu fahren. Ich entschied mir für Ersteres und nach nur 3-4 Minuten hat er dann doch etwas rausgenommen, was mir dann aber plötzlich etwas langsam vorkam. Ich ergriff dann die Initiative, so wie ich es beim Chasseral Rennen vor einer Woche gemacht habe. Im Schlepptau hatte ich nun nur noch Kyburz, Die ganze Teufelsschlucht, wo es etwas weniger steil ist, habe ich ihn hochgezogen. Natürlich wusste ich, dass das zwar eine offensive, mutige Fahrweise ist, taktisch aber schlecht, da man im Wind doch einige Watt mehr leisten muss als sein Kontrahent und die vorher Gestarteten spenden mit ihrem deutlich langsameren Tempo ja auch nicht wirklich Windschatten. Sofort sah ich den Ivo vor mir, der seinen Zeigefinger hebt und verlauten lässt: „Ziehe nicht den Gegner den Berg hoch und lass dich am Schluss von ihm überspurten, so wie du es bei Reigoldswil-Ulmethöhe vor zwei Jahren gemacht hast“. Nicht heute! Ich habe dazu gelernt und weiss, dass auch der Gegner leidet, vielleicht noch mehr als man selber. Und dieser Kyburz atmete schneller als ich, er suchte meinen Windschatten. Ich merkte, wie er Mühe hatte, sich vielleicht mit seinem Effort zu Beginn selbst einen Bärendienst erwiesen hat. Nach dem Abzweiger nach Allerheiligenberg wollte ich ihn abschütteln und ich hatte bereits den Ort bestimmt, wo ich ihn auf die Probe stellen werde: Nach der 1. Linkskurve, wo es steiler wird. Ich nahm vorher etwas Tempo raus, dann, nach der 1.Linkskurve fasste ich mir ein Herz und erhöhte das Tempo. Kyburz folgte mir. Ich insistierte, wurde noch etwas schneller. Dann ist es um ihn geschehen, eine Lücke ging auf und sie wurde grösser: Ein tolles Gefühl. Beflügelt fuhr ich dem Ziel entgegen und versuchte das Tempo hochzuhalten. 1km noch, 300m. Alles noch mobilisieren was als Ressourcen noch zur Verfügung steht. Die letzte Kurve und da war sie dann auch schon: Die herrlich weisse Ziellinie, die das Rennende signalisierte.
Die Zeit war dann eine faustdicke Überraschung: 14:06, dies hätte ich nicht in meinen kühnsten Träumen für möglich gehalten: Fast eine Minute schneller als erwartet, 1.5 Minuten schneller als vor zwei Jahren. Das gibt mir selber zu denken, denn ich war dieses Jahr nicht disziplinierter als vor zwei Jahren, schon gar nicht in der Ernährung. Die Wattzahl von 377 W hielt ich zuerst für zu hoch, doch das Berechnungstool bestätigt, dass sie stimmen muss. Das sind wirklich tolle Aussichten. Das heutige Rennen war für mich ein Erfolgserlebnis der ganz besonderen Art. Es scheint mir, als ob scheinbar geglaubte Limiten plötzlich überwunden werden und unrealistische Ziele plötzlich realisiert werden können, als ob scheinbar verbotene Zustände plötzlich real existieren können, wie in der Quantenmechanik.
Mit meiner Zeit habe ich mich jetzt in der ewigen Bestenliste vom 5. auf den 2. Platz hochgehievt. Vom Streckenrekord bin ich aber dennoch ein gutes Stück entfernt. Andreas Schweizer hat 2013 die Strecke in unfassbar schnellen 13:13 hochgespult. Diese Fabelzeit zeigt schon nur symbolisch, dass ein Angriff auf den Streckenrekord nicht von Glück begleitet wird. Nach der heutigen Leistung und dem bisherigen Fortschritt möchte ich aber mit meinen Tiefstapler-Prognosen doch etwas vorsichtiger sein :-).
Der isländische Hüne (180 kg Kraftwürfel, der 12000 kcal pro Tag verdrücken soll…) müsste übrigens mit 1 Kilowatt auf den Allerheiligenberg fahren, würde er den Streckenrekord brechen wollen. Eine zu grosse Last, der wohl auch sein Fahrrad nicht standhalten könnte.
Danke Dave für das Bild!

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