Der Sieg im Bergzeitfahren Nods > Chasseral geht sensationell an den VCP!!

Emanuel Müller konnte ein weiteres Bergzeitfahren für den VCP entscheiden. Hier der Bericht von Ivo Chiavi über den Sensationssieg von Emanuel:

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Excursion chez les Welsch! Le Bâlois Emanuel Müller remporte Nods – Chasseral
Bei der Anmeldung hat der Kassier des Club Cycliste du Littoral noch Witze gemacht: Jetzt kommen Sie schon von Basel her, um hier für eine halbe Stunde den Hügel hochzufahren, aber das sei ja verständlich, wir hätten ja keine Berge da! Emanuel hat darauf die regionale polycyclistisch-nutzbare Erhebung erwähnt, die gute Trainingsmöglichkeiten böte: Der gute alte Gempen! Der Kassier wird später am Abend noch verstehen lernen, weshalb der Basler in den Jura gefahren ist.
15.- Startgeld waren schnell bezahlt, die Nummern bezogen, angenadelt und los gings mit Rennvorbereitungen. Markus, der uns freundlicherweise mit seinem Auto samt Veloträger nach Biel gefahren hatte, fuhr mit dem Wagen hoch auf den Chasseral, und zum Einfahren dann mit seinem Fully wieder runter, damit wir nach dem Rennen nicht im Halbdunkel und in der Kälte wieder runterfahren mussten, wie letztes Jahr. Wir waren nämlich schon mal da, bei der Erstausgabe des Rennens. Damals war es ähnlich kalt, dafür hat es zusätzlich noch genieselt und oben auf der Krete musste man sich durch eine Nebelsuppe kämpfen. Dies war mit ein Grund, weshalb der Brillenträger Emanuel letztes Jahr nur Vierter geworden ist, halb blind und strecken unkundig, hat er das Ziel nur erahnen können, während die Lokalmatadoren im entscheidenden Moment zusetzen konnten.
Emanuel und ich labten uns noch mit etwas Koffein und bauten die Räder zusammen. Als ich zum Einfahren losfuhr, wollten die Gänge nicht so recht springen, die Schaltung stand unter Spannung; bei genauem Hinsehen stellte ich fest, dass es mir beim Transport das Schaltkabel aus der Kabelführung des Schaltwerkes gedrückt hatte. Auch mit Gewalt wollte es sich nicht wieder in die vorgesehene Führung bringen lassen, was bedeutete, dass ich 20 Minuten vor dem Start noch das Schaltkabel öffnen, neu verlegen und entsprechend die Schaltung neu einstellen musste. Zum zweiten Mal schwarze Hände, nachdem ich beim Montieren des Hinterrades schon an der Kette herumfummeln musste. Zum Glück bin ich ein erfahrener Fummler, hab’s relativ zügig hinbekommen und konnte sogar noch kurz einfahren. Der Stresslevel war allerdings entsprechend. Dafür sind die andern pannenfrei durchgekommen, v.a. Emanuel, der ja am Samstag bei der Berner Rundfahrt 5 Minuten vor dem Hauptrennen einen Platten zu beklagen hatten, deshalb nur beim Race 2 starten konnte und dann da nicht mal gewertet wurde.
Ein einzelner Elektro-Velofahrer wurde 3 Minuten vor dem Feld alleine los geschickt, während das über 80 Köpfe zählende Feld sich auf den Massenstart vorbereitete. Dabei hat eine Autofahrerin von hinten noch gerufen, ob man den nicht die Autos vorlassen könne, sie wurde ignoriert, halt zur falschen Zeit am falschen Ort. Die heikle Startphase, wenn alle, auf bereits ansteigender Strasse in die Klickpedale kommen müssen, verlief routiniert, aber dann ging der ganze Stress los. So eine Horde Zweirad-Streiter, die gemeinsam starten, pushen sich leider gegenseitig ungünstig: Ich habe den klassischen Startfehler begangen und habe mich übereifrig an die vor mir davonbrausenden Hinterräder gehängt und dabei übertrieben. Zu schnell kam das Japsen, zu schnell ging der Puls hoch, ich sollte ihn bis oben nicht mehr unter Kontrolle bringen. Dafür habe ich nach der ersten Kurve tatsächlich noch das kurz vor dem Feld fahrende Auto gesehen, war als „nahe der Spitze“ des Rennens. Bald nicht mehr, links und rechts sind die vernünftiger Gestarteten nämlich langsam an mir vorbeigezogen, ich war gefrustet. Die zwei Rennen des Wochenendes hatten mich also doch zu müde gemacht. Das negative Denken ging los und ich war, keuchend, schlecht gelaunt. Entsprechend mühsam war die Fahrt für mich, ich habe die Kraft nicht auf die Pedale gebracht und brauchte Dreiviertel des Rennens, um die enttäuschten Erwartungen zu verarbeiten.
Dabei geholfen haben die höchst unterhaltsam gestalteten Streckenangaben. Da fanden sich Dinge wie: „Tu rigoles, mais ça dure encore 8 Km“ oder «C’est toujours facile, mais ça va changer». Und dann kam ja auch das gefürchtete Mittelstück der Auffahrt : 4Km bei 10%. Netterweise wurde man dann entsprechen aber auch auf dem 3Km-Schild beruhigt: „Tu as fait la partie la plus raide“. Diese Motivationshilfen sind toll und ich schlage deshalb vor, solche bei unserem nächstjährigen Vereinsrennen auch zu platzieren.
Ich näherte mich also langsam dem Sendeturm auf dem Chasseral und damit dem Zielbereich, was für die Moral sehr wohltuend war. Da schaute ich mal auf den laufenden Timer und begann mir zu überlegen, es könnte ja doch möglicherweise, evtl., vielleicht noch für eine Verbesserung meiner letztjährigen Zeit reichen. Dies veränderte die Ausgangslage on board natürlich komplett, plötzlich war ich hochmotiviert, plötzlich kriegte ich auch wieder mehr Kraft auf die Pedale, ich hängte die hinter mir hechelnden Fahrer langsam ab und näherte mich denen vor mir kontinuierlich. Bei der „flame rouge“, die Strasse steigt da nur noch mit 3%, ist also fast flach, lag es immer noch drin, war nun sogar etwas wahrscheinlicher geworden, also drückte ich wie ein Irrer. Es reichte sogar noch eine Gruppe einzuholen, die hundert Meter vor mir fuhr, ich schoss an ihnen vorbei, wobei die schlauen Kerle sich gleich an mein Hinterrad hefteten und mich dann auf den letzten Metern von hinten noch übersprinteten. Mir war das völlig egal, weil es für mich tatsächlich gereicht hatte, ich hatte meine eigene Zeit um 37 Sekunden verbessern können, der Abend war gerettet.
Als ich da geifernd auto-triumphal über dem Lenker hing, hat sich Markus nett um mich gekümmert, sorgsam den Bidon gereicht und dann auf Emanuel gezeigt, der eben angelaufen kam: Er hat es gepackt! Genial, weit vor mir haben sie beide Legenden geschrieben. Emanuel mit einem souveränen Sieg, ganz langsam hat er Gegner für Gegner weich gefahren, bis sie ihm wie reife Früchte vom Hinterrad abgefallen sind. Die Strafe für den souveränen Sieg bestand dann darin, sofort ein Siegerinterview auf Französisch zu geben. So hat jeder seine Last zu tragen.
Solche Lasten zu tragen, gab Markus den ihn umringenden Gümmeler. Da fuhr doch einer neben ihnen auf einem Fully den Berg hoch, ja, mit Fully, ja, über 10 Kg schwer und ja ,mit Stollenpneus. Und der fuhr gleich schnell wie sie auf dem 6.5 kg Carbonrenner. Und dann fuhr er auch noch schneller, fuhr vielen von ihnen davon. Das ist wahrlich eine schwer zu er-tragende psychische Last. Markus wurde overall 24 und hat nur vier Minuten auf Emanuel verloren. Damit gewann er souverän die Kategorienwertung „VTT“ (Velo Tout Terrain, halt auch Asphalt). Meinereiner war einer dieser belasteten Gümmeler, wurde ich doch von beiden im Rennen befindlichen MTB-Fahrern geschlagen, der zweite allerdings war einer der mich heimtückisch von hinten auf dem Zielstrich überraschenden Gesellen, der war also zumindest gleich schnell.
Die Kulisse war dieses Jahr eindrücklich, oben gab es sogar einen Hauch Sonne, der die Schneereste vom Vortag leuchten liess. Das Mittelland lag einem zu Füssen und im Dunst waren sogar die Alpen zu sehen. Da durfte das Siegerfoto nicht fehlen, natürlich mit Chasseral-Sendemsten, als lokalkoloritem Bildfüller…
…das müsst ihr euch jetzt vorstellen, weil ich kriege Bild nicht von Handy hier rein; Mast, davor drei Velöler in VcP-Dresses. Geht gut, oder? Wer sich uns mit Schnäuzen vorstellen will, nur zu, geniesst es….
Hier Link zu Veloclub, rechts auf Homepage Bilder des Rennens, samt einiger der beschriebenen Schilder:
http://www.cclittoral.ch/photos/galerie.php…


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